Erlebnisbericht zur Transcimbrica 2020

Ich habe diese Tour völlig unterschätzt!!

Mein detaillierter Erlebnisbericht der Transcimbrica 2020

1370 km durch wunderschöne Landschaft
Verkehrsarme Strassen
440 km Gegenwind im Regen am Ende
Knapp for der Corona Grenzschliessung zurück

 

SAMSTAG, 7. März 2020

Der Start – die mentale Einstellung beeinflusst die Wahrnehmung der Wirklichkeit

Am 7.3. um 00:01 Uhr war es soweit der Start zur Transcimbrica 2020. Das war noch in der Vor-Coronazeit.
Gut 70 FahrerInnen starten am Cafe TimeLess in Hamburg-Blankenese auf die 1360 km lange Strecke nach Skagen und zur
ück. JedeR völlig auf sich allein gestellt, mit allem am Rad, was unterwegs gebraucht wird und nicht unterwegs gekauft werden möchte. Zu erwartender Wind in Verbindung mit Regen bei Temperaturen bis an den Gefrierpunkt sind die großen Herausforderung bei diesem Event. Dazu sehr lange Nächte. Weite Abschnitte durch kaum bewohnte Landstriche, nur eine Handvoll größerer Städte liegen auf der Strecke, wie z.B. Aalborg.

Ich war froh, überhaupt am Start zu stehen, ich habe gerade eine fiebrige Erkältung überwunden. Insofern war meine Devise, es ruhig angehen zu lassen. In der ersten Stunde bin ich kaum 20 km weit gekommen bei einem Anstrengungsgrad, der sich zu hoch angefühlt hat, um das lange durchzuhalten. Unweigerlich tappe ich in die erste Falle: Ich rechne hoch, was das für die zu erwartende Ankunftszeit bedeutet. Das Ergebnis: deprimierend. Selbst die Strecke bis zum Wendepunkt in Skagen rückt in unerreichbare Ferne.

Ich wende meinen Fokus auf die Schönheit der Nacht, geniesse die Stille. Nach ein paar Stunden habe ich meinen Frieden mit der niedrigen Fahrgeschwindigkeit geschlossen. Gleiches gilt für den konstanten Gegenwind aus Norden, der mir frisch ins Gesicht bläst und das hohe Gewicht des bepackten Rades, das mich bei der geringsten Steigung veranlasst zurückzuschalten. Solange sich die Räder drehen geht es vorwärts 😉 Es ist spannend zu beobachten, wie sehr die eigene mentale Einstellung die Wahrnehmung der Wirklichkeit beeinflusst.  

Meinen Flow finden

Meistens bin ich alleine unterwegs. Fast alle überholenden Mitfahrer sind zu schnell für mich. Hin und wieder versuche ich, etwas im Windschatten mitzusegeln. Das durchbricht die Monotonie, wenn auch nur ein paar Kilometer bis zur nächsten Bodenwelle. Vernunft und Wattmesser sind hier ein bewährtes Team, um in den ersten Stunden nicht zu überzocken. Geduld ist angesagt.

Ich bin immer froh, wenn ich die ersten paar Stunden überstanden habe. Eine Zeitspanne, die ich brauche, um in einen Flow einzutauchen, in dem mir dann vieles so viel leichter fällt. Dabei wandert der Fokus meines Bewusstseins vom Gedankenmachen hin zum Genießen des Moments. Ich rausche durch die Stille der Nacht.

Nach viereinhalb Stunden geht es über den Nord Ostsee Kanal der erste von 12 Streckenabschnitten ist geschafft.

Partytime

Eine Überraschung Its party time. Bekannte der Veranstalter erwarten uns FahrerInnen mitten in der Nacht unverhofft mit warmen Tee, Gebäck, Bananen, heissen Würstchen, Cola und Kaffee eine Schlaraffenlandinsel, wo es sonst  ziemlich unmöglich ist, an Wasser zu kommen. Mit diesem warmen Gefühl, reich beschenkt worden zu sein, geht es wieder in die kalte Einsamkeit der Nacht. Die Kanalbrücke ist leicht vereist.

Lange Stunden bis zum Morgen

Die letzten Stunden der Nacht ziehen sich endlos. Morgengrauen. Ein sonniger Tag erwacht. Der Wind braucht keine Pause, er bläst immer aus Norden. Nach gut 200 km geht es über die deutsch-dänische Grenze, ein kleines, verschlossenes Zollhäuschen am Deichradweg. Ein weiterer Abschnitt ist geschafft. Jeder (auch kleine) Schritt wird gefeiert 😉

 

 

SONNTAG, 8. März 2020

Bei schönem Wetter an der dänischen Westküste gen Norden

Eine Bäckerei!!!

Müsliriegel, Kekse, Waffeln, Schokolade, Käsebrot und Nüsse. Ich zehre von meinen Vorräten, die ich dabei habe. Mit jedem Bissen wird das Rad leichter. Eine zusätzliche Motivation, genug zu essen. Irgendwann die erste geöffnete Bäckerei an der Strecke. Ein Highlight, das den neuen Tag mit Kaffee und ein paar Zimtschnecken einläutet.

Fahren, fahren, fahren…

Kilometer um Kilometer schmelzen stetig dahin. Die Stunden vergehen wie im Flug. Schon fängt es wieder an zu dämmern. Die Nacht senkt sich. Es wird wieder merklich kälter. Immer nach Norden, immer den Wind im Gesicht.

Gegen Mitternacht dreht der Wind unerwartet und bläst nun aus Süden in meinen Rücken. Was für eine Wohltat nach rund 24 h Gegenwind und 450 km im Sattel. Der einsetzende Regen kann meine Stimmung nicht trüben. Solange der Wind so schiebt weiterfahren schießt es mir durch den Kopf. Rückenwind gibt mir noch mal Auftrieb weiter zu fahren. Ich lasse mich nach Norden tragen.

 

In Dänemark gibt es keine Brunnen. 

Tagsüber habe ich Menschen in ihren Gärten nach Wasser gefragt. Die Freundlichkeit der Dänen war eine sehr positive Erfahrung für mich. So wiege ich mich in Sicherheit nicht zu verdursten, auch wenn über Stunden kein Supermarkt oder Laden an der Strecke liegt.

Der Tack führt durch sehr dünn besiedelte Landschaften mit kleineren Orten und einzelnen Häusern. In der der Nacht ist niemand mehr im Freien, immerhin scheint weit sichtbar aus vielen Wohnzimmern noch Licht.  Irgendwann gegen Mitternacht realisiere ich, dass mein Wasser nicht bis zum nächsten Morgen reicht. Und dass die Fenster zwar erleuchtet sind, aber sich niemand mehr in den Räumen befindet. So trinke ich kaum noch, gehe mit dem verbleibenden Wasser sehr sparsam um.

Durst, Müdigkeit und endlich eine Bushaltestelle zum Schlafen

Mit dem Durst kommt die Müdigkeit. Gegen zwei Uhr Nachts muss ich mich nach einem Schlafplatz umsehen. Bahnhöfe sind abgeschlossen, Bankschalter-Räume gibt es nicht, Bushaltestellenhäuschen haben zwar eine Bank, die ist aber zu schmal und zu kurz, um mich darauf austrecken zu können. Mir fehlt die Shelter-App, ganz abgesehen davon, dass meinem Handy der Saft ausgeht. Ich verstehe nicht, warum ich keinen auch nur halbwegs akzeptablen Schlafplatz finde. Mein Müdigkeitsgrad steigt exponentiell entsprechend sinken meine Anforderungen an einen Ruheplatz.

Irgendwann bin ich so müde, dass ich dann doch eines der zugigen Bushaltestellenhäuschen mit der zu schmalen und zu kurzen Bank ansteuere. Es regnet in Strömen. Sobald ich stehe, merke ich, dass mir in den klammen Klamotten sofort kalt wird. Also möglichst schnell in meinen Alurettungsdeckenschlafsack, bevor ich im Wind weiter auskühle. Ich platziere mich irgendwie auf dem Bänkchen und versuche so schnell wie möglich einzuschlafen. Denn sobald es mir zu kalt wird, ist die Nacht rum.

Nach einer guten Stunde erscheint das Aufstehen und Weiterfahren im Regen attraktiver als das Weiterdösen. Gefühlt hatte ich kaum geschlafen. Immerhin war ich aber wohl die längste Zeit im Reich der Träume.

Jetzt möglichst schnell weiter! Mir ist kalt, der Kreislauf ist noch im Nirvana. Zusammenpacken, ein Schokokeks mit ein paar Tropfen eiskaltem Wasser und dann ab ab in den Regen, um wieder etwas warm zu werden. Das sind die mit Abstand unangenehmsten Momente auf der Tour.

Wo ist eine Bäckerei???

Der ganze Stopp dauerte rund eineinhalb Stunden, inklusive Ein- und Auspacken. Das war zu wenig, um mich substantiell zu erholen. ich bin hungrig und durstig obendrein. Einfach rollen, um wieder warm zu werden, mit der Hoffnung auf die erste offene Bäckerei. Aber noch ist es stockdunkel, noch nicht einmal eine Andeutung von Morgengrauen

Bis zur ersehnten Backerei sollten es noch über vier weitere lange Stunden dauern.  

Ich brauche dringend Wasser

Gegen fünf Uhr morgens stehe ich zu einem BioBreak am Strassenrand in der Einsamkeit und warte, bis ein langsam heranrollendes Auto endlich vorbei ist. Warum kann man hier nicht mal mitten in der Nacht ungestört pinkeln?

Dann werde ich auch noch freundlich gefragt, ob alles ok ist, was ich dankend bejahe, nur um möglichst schnell wieder ungestört zu sein. Erst als das Auto weiter gefahren ist, spüre ich meinen riesigen Durst. Glücklicherweise ist der Wagen nur ganz langsam weiter gefahren und hat einige hundert Meter weiter dann sogar angehalten. Ich beeile mich ihn zu erreichen, bevor er mir womöglich vor der Nase wegfährt. Ich mache mich bemerkbar und spreche mein Wasserdilemma an. Tatsächlich haben sie etwas Wasser dabei, was sie mir freundlicherweise überlassen. Das war wie Kaffee und Zimtschnecken!

Und nach weiteren Stunden kommt dann auch noch die Bäckerei mit Kaffee und Zimtschnecken. Jetzt kann der zweite Tag richtig losgehen.

MONTAG, 9. März 2020

Müde, hungrig, nass

Immer weiter gen Norden, mit immer noch stetem Rückenwind. Vorbei an grandiosen Dünenlandschaften. Mittlerweile durchquere ich Nordjytland.

Ich fahre duch den Tag… Und wieder fällt die Nacht herein. Die letzten Kilometer vor Skagen ziehen sich wie Kaugummi. Ich bin mal wieder müde, hungrig und nass.

Nach 42:40 Stunden: Skagen!!!

Um 19:50 Uhr, 42:50 Stunden nach dem Start erreiche ich Skagen, mit nur eineinhalb Stunden Schlaf und einer Standzeit von nur 5:20 Stunden sehr wenig für eine nicht supportete Fahrt über 748 km. Zu diesem Zeitpunkt liege ich, ohne es zu wissen,  an zweiter Stelle aller Fahrer, obwohl ich nie jemand fahrenderweise überholt habe. Aber ich habe etwas überzockt, insbesondere zu wenig geschlafen. Diesen Kredit muss ich jetzt erstmal wieder begleichen.

 

Eine lange Nacht in Skagen

Als erstes suche ich eine Pizzeria. Ich überwinde meine Scheu triefend nass und unrasiert nach einem Tisch zu fragen.

Die Pizza ist grausig trocken und liegt schwer im Magen. Immerhin erhöht dies das Sättigungsgefühl 😉 Nun bin ich nur noch todmüde und und immernoch nass. Ich beschließe ein Hotel für die Nacht zu nehmen. Das angebotene Frühstücksbuffet verhindert, dass ich versuche die Nacht zu verkürzen. Mit dem Pizzastopp mache ich so über 14 ein halb Stunden „Urlaub in Skagen“.

Nur noch 600 km

Am nächsten Morgen regnet es zwar nicht mehr, aber der Wind weht immer noch beständig aus Süden, immerhin nicht mehr ganz so stark. Das bedeutet mal wieder Gegenwind, auf unabsehbare Zeit. Also kein Grund den Wetterbericht zu ernst zu nehmen 😉

Nur noch 600 km eine Strecke, die ich immer mal wieder am Stück gefahren bin. In einem Rutsch nach Hamburg Euphorie macht sich breit angesichts des absehbaren Endes.

Alles tut weh

Mit gut gefülltem Bauch steige ich aufs Rad. Spontane Ernüchterung alles tut weh, und die Beine bringen kaum Leistung auf die Kette. Da hilft mal wieder nur Geduld. Ich versuche das Rad am Laufen zu halten, vermeide den Blick auf den Tacho. Bin eh schon längst nicht mehr in der Lage, auszurechnen, wie lange ich für 600 km bei einer Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h brauche.

Kleine Erfolge feiern

Nach 3 h haben sich die Knieschmerzen verflüchtigt. Nach 6 h läuft es wieder richtig gut. Meine Zuversicht steigert sich erneut zur Euphorie, während es um mich herum schon wieder dunkel wird. Ich nehme mir vor, meine immer noch mitgeführten Vorräte bis HH aufzubrauchen und meine Flaschen vor 22:00 Uhr noch mal zu aufzufüllen, bevor meine dänischen Freunde wieder schlafen gehen, ohne das Licht auszumachen. Begeisterung über die eigene Lernfähigkeit. Auch kleine Erfolge feiern.

 

DIENSTAG, 10. März 2020

Hunger, Müdigkeit, Kälte, Regen, Gegenwind

Wenig Neues. The same procedure as every day…
Ich folge dem violetten Track auf dem Navi. Hunger stellt sich ein. Ich habe wohl schon jetzt meine Jahresration an Corny M
üsliriegeln verdaut. Mein Trainer nannte mich mal Corny-Monster. Aber es gibt wenig Alternativen. Denn auch mein Verlangen nach Zimtschnecken ist auf unabsehbare Zeit gedeckt. Alleine, im Wind, im Regen: Ich nehme Dänemark in diesem Moment als eine kulinarische Wüste wahr. Ein Königreich für einen Schnellimbiss mit etwas Salzigem.

Eine zu kurze kalte Nacht in der Bushaltestelle

Dann übernimmt die Müdigkeit so sehr, dass ich meinen Hunger kaum mehr spüre. Gegen 5 Uhr morgens ein Déjà-Vu: Eine überdachte Bushaltestelle, diesmal sogar ohne Bank, dafür mit trockenem, wenn auch unebenem Boden. Draussen regnet es gerade mal wieder etwas stärker. Mit nassen Klamotten in den Rettungsdeckenschlafsack und Augen zu. Same procedure… Einzig die sporadisch vorbeifahrenden Autos und eine latente Angst vor den ersten Frühbusfahrern stören meine Ruhe bis es mir nach einer guten Stunde wieder zu kalt wird. Ich habe die Kälte doch unterschätzt. Eine Stunde Schlaf bis zum (Ge)frierpunkt, ist einfach zu wenig um mich hinreichend zu erholen.
Einpacken und weiter. Ich friere so sehr, dass ich zusätzlich meine Regenjacke und meine Regenhose anziehe. Trotzdem dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis ich nicht mehr friere.

Wieder Hunger und kaum Einkaufsmöglichkeiten

Diese Nacht war definitiv nicht erholsam und viel zu kurz… Verschärft wird die Situation durch das ausgefallene Abendessen und dem Umstand, dass die Srecke gerade um jede auch noch so kleine Ortschaft einen riesigen Bogen macht. Dafür starker Regen und Kälte. In diesem Zustand ziehen sich die zweieinhalb Stunden zur nächsten Einkaufsmöglichkeit endlos, ohne dass ich dabei wirklich vorwärts komme.

Stehfrühstück

Ein Supermarkt, der draussen heissen Kaffee verspricht und drinnen zwar eine Kaffemaschine hat, aber keine Sitzgelegenheit. Irgendwie vorausschauend corona-gerecht;-) Ich spüre eine gewisse Enttäuschung, angesichts des Stehfrühstücks. Auch die angebotenen Backwaren heben meine Stimmung nicht. Nach meiner dritten Runde durch den Markt weiss ich immer noch nicht so recht, was ich jetzt essen soll. Es blieben wieder nur Zimtschnecken, diesmal zusammen mit Schokobrötchen. Was sich jetzt vielleicht lecker anhört, mir aber zu dem Zeitpunkt einiges an Überwindung abverlangte. Kein Wunder, dass ich mich nach diesem Stopp nicht wirklich besser fühle. Immerhin hat mein Körper wieder etwas Stoff zum Heizen.

Dänemarks Bergpassagen

Draussen wieder Kälte, Regen und Gegenwind. Gefühlt ging es drei Stunden nur bergauf, mindestens 1000 Höhenmeter am Stück. So fühlt sich das jedenfalls gerade an. (Zu Hause stelle ich etwas entsetzt fest, dass die höchste Erhebung Dänemarks gerade mal 170 m über dem Meer liegt.) Der Gegenwind verwandelte die sanften Bergabpassagen in gefühlte Anstiege, die sich mit tatsächlichen Anstiegen abwechselten. So vergehen Stunden um Stunden. Nur die erhoffte Abfahrt kommt nie! Der ganze Streckenabschnitt fühlt sich sowieso sehr unwirklich an.

Weit und breit kein Restaurant

Mittagszeit. Ich habe Hunger auf etwas warmes Salziges. Aber weit und breit kein Laden, kein Restaurant, in dem es irgendetwas zu essen gegeben hätte.

Dann endlich ein Schnellimbiss in einem kleinen Ort. Ich bestelle eine große Portion Pommes. Ich erwarte eine überschaubar kleine Portion und bekomme einen riesigen Berg mit Ketschup, Mayo und Remuladensauce in Literflaschen.
Die Pommes sind aber tatsächlich so trocken und salzig, dass davon leider nur einen kleinen Teil runter bekomme. Da helfen weder Majo noch Ketchup. Zudem ich viel zu müde zum Essen.
Sitzend nicke ich immer wieder beim Essen ein. Mit dem inzwischen kalten Kaffee kann ich noch ein paar mehr Gabeln runterspülen. Nichts geht mehr (rein) und es gibt keinen Grund nicht weiter zu fahren.

Ein Tag in triefender Nässe gegen den Wind

Regen und Wind nahmen weiter an Heftigkeit zu. Der Regen wird so stark, dass ich eine Unterstellmöglichkeit suche, um mir die dicke Regenjacke und -hose anzuziehen. Ich finde Schutz in einer Garage, leider ein paar Minuten zu spät, um noch etwas länger wenigstens eine Spur trockener geblieben zu sein. Immerhin hält die zusätzliche Schicht schön warm.

Aufgeben?

In diesen Stunden seit dem Stehfrühstück denke ich immer wieder an Aufgeben. Zuerst ohne das richtig zu realisieren. Da ist der Wunsch in Flensburg anzukommen, die Sehnsucht nach einem warmen Bett. Mir wird klar, dass ich unter diesen Umständen nicht noch mal eine Nacht durchfahren kann. Und so nicht in einem Rutsch ans Ziel komme. Solche Momente sind kritisch, denn es muss ein neues Ziel, eine neue Perspaktive her. Die Lösung liest sich einfach: eine weitere Nacht im Hotel. Nach Stunden der festen Vorstellung „nachher, endlich“ in Hamburg anzukommen, liegt diese Idee jedoch vorerst für mich jenseits meines Vorstellungshorizonts.

Die dänsch-deutsche Grenze habe ich gegen 18:00 Uhr erreicht. Und immerhin erscheint mir eine weitere Nacht im Hotel attraktiver als in den Zug zu steigen. Glücklicherweise 😉

Immerhin war ich seit meiner letzten Übernachtung schon wieder Rund 30 Stunden unterwegs, davon 27,5 Stunden in Bewegung. Leider hat mich das nur etwas über 440 km (!!!) weiter gebracht.

 

Mittwoch, 11. März 2020

Hotel mit opulentem Frühstück statt Aufgeben

Nach einer 11,5 stündigen Hotelpause mit opulentem Frühstücksbuffet – ohne Zimtschnecken und sitzend – geht es am nächsten Morgen auf die letzten 180 km von Flensburg nach Hamburg. Die Sonne scheint, der Wind hat sich auf die Seite gedreht und lächelt mir so mit einem Augenzwinkern zu. Ich lasse mich davon anstecken und meine Stimmung steigt. Bald geht es über den Nord-Ostsee-Kanal, womit ich mich auf dem 12. und damit letzten Teilstück des Tracks befinde. Auch grössere Erfolge feiere ich 😉
Jetzt gibt es kein Halten mehr. Es l
äuft fantastisch, ein nicht mehr für möglich gehaltener Abschluss.

Im Tiefflug nach Hamburg

Eines der höchsten Hochs nach den tiefsten Tiefs vom Vortag. Unverständnis darüber, wie ich es jemals hatte in Betracht ziehen können, den Zug nach Hamburg zu nehmen. Auf Regen folgt Sonnenschein. Immer.

Nach neun Stunden und 10 Minuten fahre ich um 17:59 Uhr – noch bei Tageslicht – überglücklich in die Arme meiner Frau, die mich am Ziel mit einer Rose erwartet. Mit diesem grandiosen Finale hält sich meine Verspätung am Hochzeitstag gerade noch mal so in akzeptablen Grenzen 😉

Im Café Timeless werde ich vom freundlichen Wirt mit einem Bier empfangen. Langsam fange ich an zu realisieren, dass ich wirklich zurück bin. Zurück aus einer Realität, die sich schwer in Worte fassen lässt.

Die kreativen Organisatoren

Stefan und Thees, die Veranstalter, haben diesen Event grandios und ehrenamtlich Organisiert. Die Teilnehmer wurden lediglich um eine freiwille Spende gebeten, da die Kosten für die traditonell ausgegebenen Sticker und Snaps bei über hundert gemeldeten FahrerInnen doch erheblich waren.
Von den Spenden wurde ein Teil der Kosten gedeckt und 444 € an das Fahrradprojekt für Geflüchtete in Dresden gespendet – www.hze-dresden.de
Die wieder fahrtauglich gemachten Räder ermöglichen den Kids einen grösseren Radius bei der Erkundung ihres neuen Lebensorts.

Vielen Dank an euch, dies alles möglich gemacht zu haben!!! Eine coole 😉 Idee, perfekt geplant und organisiert. Das Ergebnis ist ein Highlight im Radjahr, insbesondere für all diejenigen, denen die Winterpause viel zu lang ist.
Ein ganz heisser Tipp!

Ausblick

Für Interessierte folgt noch ein  Beitrag mit  Tipps und Tricks für die Transcimbrica, mit Betrachtungen zu Ausrüstung und was ich nächstes Mal anders machen würde – Lessons learnt 🙂
Dazu meine Packliste.

Ich freue mich – unten auf dieser Seite – über Anregungen und Ideen von euch!

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