Bike Bauprojekt

Mein neues Gravel-Bike mit Rohloff-Schaltung

Gravel-Monster Bauprojekt

Mein neues MiTech-MTB mit Rohloff-Speedhub Schaltung für Bikepacking und Gravel Events

In der Natur fahren

Ende letzten Sommers hat mich das Gravel-Virus infiziert. Lange war ich als passionierter Strassenfahrer immun dagegen. Aufgrund des ständig steigenden Verkehrsaufkommens wuchs meine Sehnsucht nach Radfahren an frischer Luft in der Stille der Natur und brachte den Gesinnungswandel. Nach ein paar Forschungen im Gravelsegment, habe ich einen Event gefunden, der mich in den Bann zog: die Hope 1000 – 1000 km auf Wanderwegen durch die schweizer Bergwelt

Jetzt brauchte ich nur noch ein passendes Rad.

Schnell war klar, dass es irgend etwas zwischen Gravel-Bike und Bikepacking MTB werden würde, ein Rad auf dem ich Stunden und Tage entspannt sitzen kann, leicht und robust.

Nachhaltigkeit mit Rohloff-Antrieb

Meine Wahl fiel auf eine Rohloff Speedhub mit Kettenantrieb. Die Nabe bietet mit ihren 14 Gängen ein breites Übersetzungs-Spektrum und läuft zuverlässig und verschleissarm.

Mit einem 1 x 12 Antrieb konnte ich mich dagegen nicht anfreunden. Schon 10-fach-Aufbau auf der Strasse stellt für mich die Schmerzgrenze hinsichtlich Nachhaltigkeit und Verschleiss dar. Drei Kettenwechsel während einer einzigen Tour Devide durch die Vereinigten Staaten sind definitiv ein No-Go für mich.

Rohloff mit Kette statt Riemen

Die Kette ist bei Bedarf einfach zu ersetzen. Der Verschleiß´grad der Kette kann jederzeit genau bestimmt werden. Im Gegensatz zum Riemenantrieb, dessen Restlaufzeit unterwegs nicht einschätzbar ist. Also ein klarer Pluspunkt für die Kette bei Touren durch entlegene Regionen des Planeten. Zudem sind die Wartungskosten beim Kettenantrieb deutlich günstiger.

 

MiTech-Rahmen und Gabel

Beim Rahmen entschied ich mich für einen MTB Massrahmen des Rahmenbauers MiTech aus dem Sauerland. Der Rahmen sollte folgende Anforderungen erfüllen:

  • Horizontale Ausfallenden für die Aufnahme der Rohloff-Nabe
  • Geringes Gewicht durch 3-fach konifizierte Rohre und eine eloxierte Oberfläche letzteres spart rund 200g Lack
  • Eine Carbon Starrgabel, um Gewicht zu sparen. Ein gewisses Mass an Dämpfung soll durch die grossvolumige MTB Bereifung gewährleistet werden
  • Alle Anlötteile zur Montage von Schutzblechen, Gepäckträger und 3 x Ösen für Flaschenhalter, einer davon an der Unterseite des Unterrohrs
  • Eine Sitzposition ähnlich der auf meinem Rennrad durch Maßanfertigung. Das erfordert ein etwas längeres Oberrohr und ein kurzes Steuerrohr.


Wattmesser? Quarq!

Ja! Unbedingt!
Es ist zwar ein Luxusspielzeug, aber er hilft mir im Training und beim Pacing auf langen Strecken im Rennen. Er zeigt mir in Zahlen, wenn ich zu wenig esse, lange bevor es wirklich zu spät ist.

Das Cockpit

Das Cockpit besteht aus einem geraden MTB Lenker – zur besseren Kontrolle des Bikes. Mit Barends – für eine grössere Variation an Griffpositionen. Und einem Aeroauflieger, um auf den Flachpassagen etwas schneller unterwegs zu sein, aber vor allem, um die Handballen entlasten zu können, was insbesondere relevant ist bei Fahrzeiten jenseits der 48h.

Alle diese Punkte hätten mich jedoch nicht von meinem liebgewonnen Rennlenker wegbringen können. Auf Probefahrten habe ich diverse Schaltungsoptionen für die Rohloff-Speedhub getestet. Dies waren eine hydraulischen Schaltbremsgriff Option für den Rennlenker und eine Drehgriffvariante. Tests im Gelände haben mir sehr schnell gezeigt, wie wichtig es sein kann, sehr schnell einen Gangwechsel über mehrere Gänge auszuführen. Hier war der Drehgriff allen anderen Schaltoptionen überlegen. Die Zahl der auf einmal schaltbaren Gänge ist lediglich durch die Beweglichkeit der Hand Begrenzt. So kann ich bis zu neun Gängen im Bruchteil einer Sekunde durchschalten.
Der Rohloff-Drehgriff lässt sich am besten an einem flachen MTB Lenker montieren. Es gibt hier zwar auch Konstruktionen, die sich am Rennlenker montieren lassen. Sie erschienen mir weniger attraktiv; ich konnte sie allerdings auch nicht ausprobieren.

Nach den ersten Kilometern bin ich mit meiner Wahl sehr zufrieden. Der Sitzwinkelunterschied zwischen Lenker und Aufliegerposition ist deutlich grösser, als auf dem Rennrad. Das empfinde ich als sehr angenehm, da diese größere Variation des Sitzwinkels (Winkel zwischen Oberschenkel und Oberkörper) mit einer Vergrößerung der Kontaktfläche von Körper und Sattel einhergeht und damit zu einer Entlastung des Sitzbereichs führen sollte.

Die Beleuchtung von Lupine

Unschlagbare Helligkeit mit extrem langer Leuchtdauer

Die Beleuchtung muss für die langen Nachtfahrten genügend Licht liefern – auch bei langen Kletterpassagen im Gelände mit entsprechend niedrigen Geschwindigkeiten.

Dieser Aspekt bewog mich von der Dynamolösung meines Straßenrads auf eine akkubasierte Beleuchtung zu wechseln.
Meine Wahl fiel auf die Lupine Piko. Ihre Leuchtstufen können über die dazugehörige App vom Benutzer definiert werden. 0,6 Watt minimale Leuchtleistung kann damit konfiguriert werden, was eine Leuchtdauer von über 30h schon mit einem kleinen 3,5 Ah Akku erwarten lässt.

Ein dickes Dankeschön

an Jürgen Militzer, Geschäftsführer von MiTech und Konstrukteur (nicht nur) meines Rahmens. Er hat mich mit seiner Erfahrung konstruktiv auf meinem Findungsprozess begleitet.

Ein herzliches Dankeschön auch an die Firma Rohloff für ihre freundliche Unterstützung und für einige entscheidende Tipps.

Jetzt bin ich gespannt, wie sich das GravelMonster fährt.

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Erfahrungsaustausch

Was sind Eure Gedanken und Erfahrungen dazu?
Habt ihr Tipps hinsichtlich Bike-Setup für Bikepacking-Langdistanzen?

Die Kommentarbox findest du ganz unten.

2 Kommentare

  1. Hallo Joerg,

    Vielen Dank für die Komplimente bez. Webseite. Ich werde sie an meine Webdesignerin und Frau weitergeben 😉

    Zu Deinen Fragen:
    Wie fährt es sich?
    Das Rad fahrt sich super. Der Rahmen ist super steif und läuft sehr ruhig, auch mit Gepäck, egal ob auf Straße oder im Gelände.
    Ich würde es als Bikepacking MTB oder Gravel/Reise Rad bezeichnen.

    Hier ein paar Details:
    – Robuste Rohloff Speedhub 14-Gang Nabe – für eine weite Range an Übersetzungen. Extrem zuverlässig und robust, auch im Dreck 😉
    – Alu Massrahmen – mit verlängertem Oberrohr für eine rennradähnliche Sitzposition und viel Platz für MTB Reifen und Schutzbleche
    – Ösen für Gepäckträger und Schutzbleche
    – 3 Flaschenhalter
    – Aero Auflieger – für eine schnelle Sitzposition im Flachen und um auf langen Strecken eine bequeme alternative Sitzposition zu haben.
    – Recht hochwertige Komponenten, wir XTR Scheibenbremsen und Pedale
    – 22mm DT Swiss Felgen tubeless ready – um vom Strassenreifen bis zum MTB Reifen alles fahren zu können
    – Carbongabel vorne – d.h. Verzicht auf Federgabel um Gewicht zu sparen
    – Lupine Pico als Beleuchtung

    Im Frühjahr bin ich auf der Transcimbrica in Dänemark unterwegs gewesen, 80% Asphalt, 20% Schotter; und 2 Satteltaschen am Gepäckträger. Da habe ich mich für einen robusten Strassenreifen entschieden.
    Gerade bin ich von der Hope 1000 zurück, 1000km mit 30.000 extrem steilen Höhenmetern in den Schweizer Alpen. Viele Wander- und Wurzelwege, grobe Steine und Felsen. Hier hatte ich auf den gleichen Felgen 2,1“ MTB Reifen und einer kleinen MTB Übersetzung. Auch das lief super.

    Was wiegt das Schätzchen?
    Gewicht – ready to go for bike packing (d.h. mit Gepäckträger, Satteltasche (rot), 1 grosse Satteltasche quer Montiert, Oberrohrtasche und 2 Food Pouches): 15,2 kg

    Was hast Du insgesamt investiert?
    Neupreis: 5200.- mit Quarq Wattmesser (ohne Licht)

    Was würdest Du heute evtl. anders machen?
    Nach knapp 10.000 Gravel km mein Fazit.
    – MTB vs. Straßenrand
    Früher bin ich ausschließlich auf der Straße gefahren. Das geht schneller 😉
    Allerdings möchte ich die Ruhe abseits der Straßen nicht mehr missen.
    – Rohloff vs. Kettenschaltung
    Rohloff ist Ingenieurskunst, ein technisches Meisterwerk, ultra zuverlässig egal wie tief der Dreck ist. Ich bin damit sehr zufrieden.
    Eine Kettenschaltung ist leichter und zeigt einen höheren Verschleiß an Ketten und Kränzen.
    – Kette vs. Riemen
    Ich habe mich für die Kette entschieden und würde dabei bleiben.
    PS: Ein Ergebnis meiner diesbezüglichen Forschungen war: Wenn Riemen, dann nur mit einem mega stabilen Hinterbau, da das Flexen zu einem hohen Verschleiß von Ritzel und Riemen führt. Und die Riemenkomponenten haben ihren Preis.
    – Lichtanlage – Akku vs. Dynamo
    Die akkugestütze Lupine Pico würde ich sofort wieder nehmen.
    Viel Licht, auch bei oft niedrigen Geschwindigkeiten im Gelände, was mit einem Dynamolicht nicht möglich ist. Der 10.000 mA Akku wiegt rund 400g und gibt über 100 Stunden Licht bei der niedrigsten Leuchtstufe von 0,6 Watt, die in der Regel schon ausreichen. Nur auf technischen Trailabfahrten in den Alpen habe ich mit üppigen 10 Watt die Nacht zum Tag gemacht. Die maximalen 20 Watt habe ich nie gebraucht. Der Akku war nach beiden Events noch mehr als halb voll, obwohl ich sehr viel in der Nacht gefahren bin.
    – Keine Federgabel:
    Für den heimischen Wald und die Tour durch Dänemark war das ideal. Bei der Hope durch die Schweiz hätte mir eine Federgabel sicher auf den sehr ruppigen und steilen Abfahrten geholfen. Das nächste Mal würde ich dort wohl gefedert fahren.
    Die verbaute starre Carbongabel kann leicht durch eine Federgabel ersetzt werden, da beide das gleiche Einbaumaß haben.

    Alles Gute auf euren Touren!
    Viele Grüße aus Heidelberg
    Bernhard

  2. Moin Bernhard,

    ersteinmal ein großes Kompliment für Deine tolle Website und den Blog! 🙂
    Außerdem allergrößte Hochachtung für Deine sportlichen Leistungen; unglaublich was der Mensch so kann!!

    Kurz zu mir: Ich wohne in Hamburg, Baujahr 1965 und nicht annähernd so sportlich wie Du! 😉

    Meine Frau und ich haben uns vor ein paar Tagen, nach wochenlanger Recherche durch mich, E-Bikes für längere Touren bestellt (MTB Cycletech Code 25). So bin ich bzgl. Radfahren und Radauswahl angefixt worden. 😉 In mir wächst nun der Wunsch nach einem zusätzlichen Gravel Bike…

    Mir ist schon vor einigen Wochen das Buch Rohloff-Geschichten in die Hände gefallen und so habe ich mal nach „Gravel und Rohloff“ gesucht und bin auf Dein Bike-Bauprojekt gestossen. Tolles Rad! Stell doch vielleicht nochmal ein großes Foto vom kompletten Bike auf die Seite!?

    Ein paar Fragen hätte ich noch dazu:

    Wie fährt es sich?
    Was wiegt das Schätzchen?
    Was hast Du insgesamt investiert?
    Was würdest Du heute evtl. anders machen?

    Ich freue mich auf Deine Antwort! 🙂

    Viele Grüße aus dem Norden und Dir ein schönes Wochenende

    Joerg

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